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Produktion

Untenstehend sind für alle vier umgesetzten Entwürfe die einzelnen Produktionsschritte, technischen Umsetzungen und Überlegungen beschrieben.




«Xylomelum Streifen» - Gewebter Teppich mit Malerei

Das Gewebe auf meiner Entwurfsskizze wirkt wie ein grobes Tuch, deshalb strebte ich eine Umsetzung auf dem Handwebstuhl an. Das Offwithe wirkt lebendig und natürlich, es ist durchzogen mit beigen Linien, die dem Gewebe Charakter geben.

Ich habe zuerst die folgenden Fragen überprüft und Untersuchungen angestellt:

- Welches Material zeigt die gewünschte Optik?
- Welche Bindung und welcher Kett-Einzug ermöglicht die gewünschte Optik?
- Wie dicht soll geschossen werden?
- Welche Anforderungen muss das Gewebe erfüllen, damit die Handmalerei aufgetragen werden kann?

Bald war klar, dass der Teppich in der Panama-Bindung gewoben werden muss, damit man die Kette nicht sieht wie bei der Leinwandbindung. Dabei handelt es sich um eine Variante der Leinwandbindung. Im Unterschied zur Leinwandbindung werden in einem Fach nicht nur einzelne, sondern jeweils zwei parallel verlaufende Kett- und Schussfäden verwebt. Da da die Wolle entweder mehrfach geschossen wird oder ein sehr dickes Wollgarn verwendet wird, erreicht man, dass die Kettfäden verdeckt werden.




Der kontrastreiche Woll-Teppich «Xylomelum Streifen» wurde aus Schweizer Schafwolle und Leinen handgewoben und in aufwändiger Handarbeit mit textilen Siebdruck-Farben bemalt. Nachfolgend Beispiele die Versuche zur Auswahl des richtigen Grundgewebes zeigen.













Ich habe mich dann für die Larain-Wolle von der Schweizer Garnspinnerei Vetsch mit zweifachem Schuss bei einer Kette von vier Fäden/cm entschieden. Ausschlaggebend war, dass diese Kombination die flachste Struktur erzeugt, was ein wichtiges Kriterium für die Malerei war. Selbst auf einem groben Papier sehe ich bereits einen Unterschied beim Malen im Vergleich zu einem feinen, satinierten Papier.

Um einen lebendigen Charakter zu erhalten, habe ich mich entschieden zur Wolle ein feines, hellbeiges Leinengarn als «Beilaufgarn» mitschiessen zu lassen. Ich habe festgestellt, dass sich Wolle und Leinen komplett anders verhalten. Leinen ist sehr eigenwillig und widerspenstig in der Verarbeitung und sie erforderte nach jedem Schuss ein Nachziehen von Hand, da sie immer länger war als die Wolle, obwohl beide miteinander aufgewickelt wurden. Zwischendurch musste die Leine sogar abgeschnitten und neu eingelegt werden.

Die Leine als «Beilaufgarn» unterstützt die Qualität eines Handgewebes und den individuellen Charakter, da ein maschinelles Mitführen der Leine nicht möglich wäre. Mit dem Handgewebe am Handwebstuhl bin ich sehr nahe an der originalen Umsetzung der Bauhaus-Weberinnen.







Für die Produktionsmuster, die Gewebestudien und die Umsetzung des fertigen Gewebes habe ich eine Schweizer Handweberin kontaktiert und in ihr die bestmöglichste Produktionspartnerin gefunden. Sie ist gelernte Weberin und verfügt über reiche Erfahrung auf dem Gebiet, mit der sie meine Wünsche bezüglich der Produktion perfekt umsetzen konnte. So entstand das Grundgewebe für diesen Teppich auf dem Handwebstuhl.




Anschliessend prüfte ich Varianten für die Umsetzung der pflanzlichen Elemente des Entwurfes. Nachdem ich verschiedene Verfahren (Stoffstreifen einweben und einknüpfen, Digitaldruck applizieren) geprüft hatte, entschied ich mich für eine Malerei mithilfe einer Schablone. Dies war von Anfang an mein Favorit, doch ich hielt es ursprünglich für zu aufwendig. Ein Siebdruck wäre in dieser Grösse unrealistisch gewesen, die Hochschule Luzern verfügte nicht über Schablonen in dieser Grösse, und es wäre nicht genügend Farbe in das Gewebe gedrungen.

Um einen richtig deckenden Druck zu erreichen der alle Ritzen ausfüllte, musste mit einem Borstenpinsel eine grosse Menge Farbe in mehreren Schichten in das Gewebe gestupft werden. Um eine Schablone zu erhalten, habe ich die Pflanze vektorisiert und eine selbstklebende Folie digital schneiden lassen. Es brauchte viel Geschick und ungefähr sechs Hände, um die Folie auf den Teppich zu kleben.

Um möglichst zeitsparend vorzugehen, habe ich mit der Unterstützung von Gloria Kinzelmann die Vorlage in fünf Grüntöne zerlegt und von jedem genügend Farbe gemischt. Dann wurde Blatt für Blatt abgezogen und Schicht für Schicht von Hand aufgemalt, in einer Technik, die einem Hand-Schablonendruck sehr nahe kommt. Bei der malerischen Umsetzung erhielt ich wunderbare und tatkräftige Unterstützung von Gloria Kinzelmann, die viel Zeit, Geduld und Talent in die Malerei investiert hat. Gloria Kinzelmann ist eine sehr versierte Zeichnerin und es war eine sehr schöne und bereichernde Zusammenarbeit.




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«Xylomelum Quadrat» - Handtuft Teppich

Der Teppich besteht aus 100% Leinen und wurde somit aus pflanzlich nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Produziert wurde er in Zusammenarbeit mit der Schweizer Manufaktur Kramis Teppich Design AG, mit der ich auf der Suche nach dem richtigen Industriepartner Kontakt aufgenommen hatte. Die Firma Kramis ist ein Familienunternehmen und wird von Doris und Felix Kramis geführt. Von Anfang an war der Kontakt äusserst freundlich.

Aufgrund meiner Entwurfsskizze war mir sofort klar, dass Handtufting die richtige Technik für mein Vorhaben ist. Handtufting ist eine handwerkliche Herstellungsmethode mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Sie ermöglicht ein rapportfreies, grosses bildliches Arbeiten, man ist nicht gebunden an Kett- und Schussfäden.

Es wäre nicht möglich gewesen, diesen Entwurf webtechnisch umzusetzen. Die Vorteile einer Technik auszureizen und beim Tufting-Verfahren entweder mit grossen oder organischen Sujets oder mit freien (Aussen-) Formaten zu arbeiten, ist sehr spannend.




Wichtige und gleichzeitig schwierige Entscheidungen war die Wahl der Grundfarbe. Ich habe mich spontan für ein Offwhite entschieden, das im Kunstlicht etwas gelbstichig wirkte, und musste deshalb weitersuchen. Kramis bot mir schliesslich an, ein modernes Hellgrau einfärben zu lassen. Die nächste wichtige Frage war die Stärke der Linien. Wie viel Kontrast braucht es, damit diese sichtbar sind, aber doch subtil wie eine Skizze wirken?

Während dem ganzen Prozess begleitete ich die Entstehung und stattete der Firma immer wieder Besuche ab. Bei meinen anspruchsvollen Farbwünschen war Kramis sehr verständnisvoll und geduldig und liess die fehlenden Farben für mich einfärben.




Wie funktioniert das Tufting? Zu Beginn der Arbeit wird ein Grundgewebe auf einen Rahmen gespannt. Das gewünschte Dessin wird mit einem Hellraum-Projektor projiziert und nachgezeichnet. Anschliessend wird der Flor mittels einer von Hand geführten Garnpistole von der Rückseite des Grundgewebes «eingeschossen». Tufting funktioniert nach dem Prinzip der Nähmaschine. Eine Nadel bringt das sogenannte Polgarn in das Grundmaterial (Gewebe oder Vlies), den sogenannten Erstrücken, ein.

Bevor die Nadeln wieder zurückgezogen werden, wird das eingebrachte Garn von Greifern festgehalten. So entstehen Schlaufen (Polnoppen) auf der Oberseite des Tuftinggewebes. Auf diese Weise entsteht ein Schlingenflorteppich. Werden die Schlingen mit einem Messer aufgeschnitten, entsteht ein Schnittflorteppich (Veloursteppich). Das Messer ist häufig bereits am Greifer befestigt, so erfolgt das Halten und Schneiden des Pols in einem Arbeitsgang. Um das eingenadelte Polgarn festzuhalten, muss ein Zweitrücken oder eine Latexierung aufgebracht werden. Diesen Vorgang nennt man Kaschieren.

Eine häufig verwendete Musterungsmöglichkeit bei Tuftingware ist das Scheren. Hierbei schert ein Rotationsmesser den Flor der Tuftingware. So entsteht durch verschiedene Höhen des Flors und den Kontrast von Schlingen und Schnittpolware eine Musterung. Die Gestaltungsmöglichkeiten von handgetufteten Teppichen sind entsprechend gross: Praktisch jede Garndicke, jede Oberflächenstruktur (Velours oder Schlinge), jede Florhöhe, jede Form, jedes Dessin und jede Farbe sind realisierbar.




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«Xylomelum Hexagon» - Patchwork Teppich

Der grafische Teppich «Xylomelum Hexagon» ist inspiriert von den geometrischen Gesetzmässigkeiten der Natur, wie sie beispielsweise in Blattstrukturen, Bienenwaben oder der Ananas vorkommen und zeigt somit die Überschneidung beider Inspirationswelten.

Dieser Patchwork-Teppich entstand aus Reststücken aus Wolle und Sisal sowie - um das eklektische Prinzip aufzuzeigen - aus einer hundertjährigen persische Kamel-Salztasche aus einem Wollgewebe. Als das finale Design definiert war, ging es darum, die Teppichreststücke zu finden und den Entwurf zu vektorisieren.




Die Firma Ruckstuhl hat mich grosszügig mit Reststücken versorgt, und ich habe zunächst Tests gemacht, in denen ich die Teppichmuster digital mit Laser und Wasserstrahl schneiden liess,. Beides verlief nicht zu meiner Zufriedenheit. Laser verbrennt die Kanten und Wasserstrahl franst sie aus. Ich habe mich daraufhin entschieden, die Stücke von Hand mit dem Teppichmesser und einer schweren Stahlschiene als Führungsmassstab zu schneiden.




Die Firma Ruckstuhl hat mir ihr Knowhow in Bezug auf das Verschweissen von einzelnen Teppichstücken zur Verfügung gestellt. Verschweisst wird ein Aluband, das sich durch Hitze mit der Teppichfläche verbindet. Gearbeitet wird auf der Rückseite. Ruckstuhl selber hat eine professionelle Anlage, ich selber habe diese Arbeit mit einem Bügeleisen ausgeführt.







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Teppich «Xylomelum Hexagon II»

Im Rahmen dieses Entwurfes habe ich einen innovativen Holzteppich konzipiert und umgesetzt. Der Teppich besteht aus dünnen Holzplatten (Multiplex 6mm, Birke mit Eichenfurnier), welche von einem Schreiner zugeschnitten worden sind.

Die zugeschnittenen Holzplatten wurden mit Corbusier Farben von kt Color vond Hand bemalt. Diese Farben sind, in der richtigen Variante, als Untergrund zur Begehung geeignet und genügend widerstandsfähig.

Die bemalten Holzsegmente werden anschliessend zur Verwendung als Formattepich auf einer Filzmatte fest verklebt





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