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Tropical Bauhaus - Die Einheit der Gegensätze im Eklektizismus

Herzlich willkommen auf meiner Projektwebseite zu meiner Arbeit "Tropical Bauhaus"!
Ich bin Martina Zünd Gygax, Textildesignerin und Inhaberin von Zündstoff Design.

Die hier vorgestellte Arbeit ist im Jahr 2014 im Rahmen meines Masterstudiums an der Hochschule Luzern - Design & Kunst entstanden. Tropical Bauhaus ist eine Teppichkollektion, bestehend aus vier Entwürfen, mit denen ich das Zusammenspiel der Gegensätze thematisiere. In den von mir entworfenen Teppichen treffen geometrisch reduzierte Textilmuster aus dem Bauhaus auf üppige, exotische Pflanzenwelten. Die Arbeit lässt konträre Inspirationsquellen verschmelzen, thematisiert Berührungspunkte beider Welten und durchbricht starre Strukturen.

Für mich als Designerin ist der Stilmix eine Gratwanderung, deren Grenzen ich untersuchen möchte, um den Betrachter herauszufordern und anzuregen. Stileinheiten schaffen zwar Ruhe, sind meiner Meinung nach aber oft nicht sehr anregend. Es gibt keine Ecken und Kanten, die uns zwingen, uns mit Dingen auseinander zu setzen und kritische Haltungen einzunehmen.

Der Eklektizismus ist ein Gestaltungsprinzip, bei dem bewusst unterschiedliche Elemente ausgewählt, zitiert und neu kombiniert werden. Ausgehend von zwölf selbst entwickelten Gestaltungsmerkmalen zum «Eclectic Style» habe ich vier Kriterien für die Produktentwicklung im eklektischen Prinzip entwickelt und angewendet. So ist eine innovative Teppichkollektion entstanden, die vollständig in der Schweiz von Hand produziert wurde. Sämtliche Produkte sind aus Naturfasern in nachhaltigen ökologischen Verfahren hergestellt worden. Auf diese Weise wird das Thema «Einheit der Gegensätze im Eklektizismus» mit verschiedenen Verfahren und Industriepartnern umgesetzt

Jeder Teppich ist ein Spiel mit Kontrasten, die trotz aller Gegensätzlichkeit zu einer ausgewogenen Einheit verschmelzen. Zitate von Bauhaus-Stoffen lassen die avantgardistische Ära der Zwanzigerjahre aufleben, und die detailreichen Pflanzenzeichnungen entführen den Betrachter in tropische Gefilde.

Das Staatliche Bauhaus bestand von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne. Die Ästhetik des Bauhauses begleitet und prägt mich seit meiner Kindheit, mein Vater selbst wurde in seinem Studium von ehemaligen Bauhaus-Vertretern unterrichtet und gab mir deren Werte weiter. Die organischen Einflüsse und die üppige Pflanzenwelt haben ihren Ursprung in den Tropen, deren Stimmung ich im Jahr 2013 während einem längeren Asienaufenthalt fotografisch eingefangen und in dieser Arbeit verarbeitet habe. Als Inspirationsquellen dienen mir dabei insbesondere Botanische Gärten und die üppige Pflanzenwelt und die tropische Vegetation in Thailand, Singapur und Indonesien.

Die Arbeit thematisiert die Verschmelzung und den Mix dieser gegensätzlichen Inspirationswelten, das sinnliche Zusammentreffen von Europa mit tropischen Klimazonen, geometrisch und organisch, alt und neu ... die Gegensätze werden in einem bewusst angestrebten, eklektischen Stilmix thematisiert und aufgezeigt. Durch den Einsatz von kontrastierenden Farb-, Form-, Struktur- oder Materialkombinationen werden die gegensätzlichen Inspirationsquellen verdeutlicht. In der textilen Umsetzung werden den Pflanzen, Blättern und exotischen Früchten geometrische Muster gegenüber gestellt. Die geometrische Formensprache ist inspiriert von den funktionalen Bauhaus-Textilien, deren charakteristische Merkmale die aneinandergrenzenden, abstrakten Farbflächen sind.




Teppich «Xylomelum Streifen»

Der kontrastreiche Woll-Teppich «Xylomelum Streifen» wurde aus Schweizer Schafwolle und Leinen handgewoben und in aufwändiger Handarbeit mit textilen Siebdruck-Farben bemalt. Der strenge schwarz-weisse Streifen verschmilzt mit der fein nuancierten Schablonen-Malerei einer exotischen Holzbirne. Dieser Teppich verbindet Design mit Kunst und ist ein Blickfang in jedem Raum.

Entwurf: Martina Zünd Gygax, 2014.
Handgewebe aus Wolle und Leinen mit Handmalerei mit Siebdruckfarben, vollständig in der Schweiz in reiner Handarbeit produziert.
Länge 240 cm x Breite 140 cm. Foto: Angelika Annen




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Teppich «Xylomelum Quadrat»

«Xylomelum Quadrat» ist ein weicher Handtuft-Teppich aus hundert Prozent Leinen und ist in reiner Handarbeit in Zusammenarbeit mit der Schweizer Tuft-Manufaktur Kramis Teppich Design AG produziert worden. Die bewusst unvollendete botanische Handzeichnung ist eine Hommage an Sydney Parkinson, der als junger Zeichner die Entdeckungsreise von Captain Cook von 1768–1771 begleitete. Kühn werden dazu geometrische Elemente im Bauhaus Stil kombiniert.

Entwurf: Martina Zünd Gygax, 2014.
Handtuft aus Leinen, vollständig in der Schweiz in reiner Handarbeit produziert.
Länge 300 cm x Breite 222 cm. Foto: Angelika Annen




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Teppich «Xylomelum Hexagon I»

Der grafische Teppich «Xylomelum Hexagon» ist inspiriert von den geometrischen Gesetzmässigkeiten der Natur, wie sie beispielsweise in Blattstrukturen, Bienenwaben oder der Ananas vorkommen und zeigt somit die Überschneidung beider Inspirationswelten.

Dieser Patchwork-Teppich entstand in Zusammenarbeit mit der Firma Ruckstuhl AG und wurde aus Reststücken aus Wolle und Sisal sowie einer hundertjährigen Vintage Kelim-Kameltasche aus Persien hergestellt. Er ist ein Paradebeispiel für das angesagte Upcycling. Ein Mustermix und Strukturkontraste mit farblich aufeinander abgestimmten Sechsecken ergeben ein spannungsreiches und gleichzeitig harmonisches Design.

Design: Martina Zünd Gygax, 2014.
Patchwork / Upcycling aus Teppichresten und Vintage-Kelims aus Wolle und Sisal, vollständig in der Schweiz in reiner Handarbeit produziert.
Länge 280 cm x Breite 180 cm. Foto: Angelika Annen










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Teppich «Xylomelum Hexagon II»

Im Rahmen dieses Entwurfes habe ich einen innovativen Holzteppich konzipiert und umgesetzt. Der Teppich besteht aus dünnen Holzplatten (Multiplex 6mm, Birke mit Eichenfurnier). Die Holzplatten wurden mit den Corbusier Farben von kt Color bemalt.

Das Endprodukt wird dabei mit dem Kunden individuell entwickelt, und die Holzsegmente entweder auf einem Filzuntergrund fest verklebt oder in einen bestehenden Parkettboden eingepasst. Ebenfalls möglich sind Umsetzungen als Designobjekt zur Wandgestaltung.

Design: Martina Zünd Gygax, 2014.
Holzteppich aus Holz-Multiplexplatten, Birke mit Eichenfurnier, bemalt mit Corbusier Farben von kt Color, vollständig in der Schweiz in reiner Handarbeit produziert. Grösse variabel.




Le Corbusier setzte seine Polychromie in Zusammenarbeit mit der damaligen Schweizer Tapetenfirma Salubra um. In diesem Rahmen entstanden auch seine Farbklaviaturen, die Claviers de couleurs. «Obwohl die Wahl dieser Farben durch die grosse Erfahrung Le Corbusiers als Maler und als Architekt bereits ein starkes Gewicht besitzt, liegt die eigentliche Leistung in dem Werkzeug, das er für die Anwendung dieser Töne erfand: die Claviers de couleurs (Farbklaviaturen).» (Arthur Rüegg (Hrsg.), Le Corbusier Polychromie architecturale. Farbenklaviaturen von 1931 und 1959, Basel, Boston, Berlin, 2006, S. 52).

Die ersten puristischen Farbklaviaturen von 1931 umfassen 43 von Meisterhand ausgewählte Farben. Die zweite Kollektion von 1959 fokussierte Le Corbusier auf 20 Unitöne. Insgesamt besteht die Polychromie Le Corbusier aus 63 erlesenen Farbtönen. „Ein jeder von uns ist auf bestimmte, seine psyche beherrschende Farben eingestellt. Ein jeder ist – bewusst oder unbewusst – zu dieser oder jener Farbenharmonie hingezogen, die seinem tiefsten Empfinden Bedürfnis ist. Es gilt deshalb hier, einem jeden die Möglichkeit zu bieten, im erkennen seiner Farben sich selbst zu erkennen. Deshalb diese Farbklaviaturen [...] alle diese Farbklaviaturen appellieren an die persönliche Initiative, für deren Betätigung sie eine verlässliche Unterlage bieten. Sie erscheinen mir als Werkzeug für genaue, zielbewusste Arbeit, welche erlaubt der neuzeitlichen Wohnung eine streng architekturale Farbigkeit zu geben, die gleichzeitig dem natürlichen Empfinden und den tiefen Bedürfnissen des einzelnen entspricht.» (Le Corbusier, Erste Salubra-Kollektion “Le Corbusier”, in: Arthur Rüegg (Hrsg.), Le Corbusier Polychromie architecturale. Farbenklaviaturen von 1931 und 1959, Basel, Boston, Berlin, 2006, S. 148ff.).




Alle Teppiche der Serie «Tropical Bauhaus» sind in reiner Handarbeit (Handgewebe mit Handmalerei, Handtuft und Patchwork, handbemaltes Holz) in der Schweiz aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen (Wolle, Leinen, Sisal, Holz) produziert worden.

Jedes Stück ist ein Unikat und kann auf Wunsch als individuelle Massanfertigung reproduziert werden. Anfragen, Bestellungen und Feedbacks sind willkommen unter info@zuendstoff.ch oder +41 78 774 12 27.




Inszenierung und Präsentation der vier Teppichentwürfe

Anlässlich der Masterausstellung im Sommer 2014 in Luzern habe ich meine Entwürfe ausgestellt. Für die Präsentation habe ich die vier Teppiche mit üppigen tropischen Pflanzen und originalem Bauhaus-Mobiliar kombiniert (darunter zwei rare Original des Moser-Gartenstuhls, Wohnbedarf Modell 25 von 1931) und so Inspirationsquellen, Entwurfsprozess und Endergebnis vereint gezeigt.

Der Stilmix ist eine Gratwanderung, deren Grenzen ich mit meinen Entwürfen ausgelotet habe. Das Aufeinandertreffen von Konträrem, die Verbindung von Altem, Bewährtem mit neuen Ideen und Verfahren eröffnet ein interessantes Spannungsfeld. Meine Arbeit postuliert den Begriff «Eklektizismus» als positiv verstandenes Gestaltungskonzept neu zu erfassen.

Eine zum gleichen Themenkomplex verfasste schriftliche Masterthesis setzt sich mit dem Trend zu einem neuen, positiv konnotierten Eklektizismus im Interior Design auseinander und untersucht das eklektische Prinzip in Theorie und Praxis. In einer historischen Betrachtung wird die Weiterentwicklung des in der Klassischen Moderne und darüber hinaus verpönten Begriffs beleuchtet und der positive Bedeutungswandel vor dem Hintergrund der Postmoderne aufgezeigt. Die entwickelten zwölf Gestaltungsmerkmale zum «Eclectic Style» eignen sich als Richtlinien für ein modernes eklektisches Einrichten.





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